Wohnen in Linden-Limmer bald kaum noch bezahlbar ?

(ww) In Linden gegründete sich das Politik-Forum Linden-Limmer, eine offene Initiative engagierter Menschen, die sich auf lokaler Ebene für Teilhabe einsetzen. Gegründet wurde das Forum auf Initiative von Ernst Barkhoff und Kurtulus Özedmir, beide von der SPD. Das Forum möchte den allgemeinen Diskurs zur regionalen Entwicklung fördern und künftig regelmäßig öffentliche politische Gespräche zwischen Interessierten und Fachleuten aus Linden und Limmer anbieten. Der Auftakt der Veranstaltungsreihe fand am 16.1. in der Galerie Falkenberg in Linden-Mitte statt. Eingeladen wurde zum Thema „Bezahlbar Wohnen in Linden-Limmer?“. Die Frage ist derzeit im Stadtteil brennend aktuell. Es gab dazu vier Statements von lokalen Akteuren.

Rechtsanwalt Ludwig Prilop vom Mieterladen in der Elisenstraße beschrieb die lokale Wohnungssituation als dramatisch. Er zeigte auf, dass die Mitpreisbremse und der geltende Mietspiegel die Preise zwar noch ein wenig bremsen, sie aber z.B. bei Neubauten nicht greifen. Bei bestehenden Mietverhältnissen würden Mieter bei starken Miterhöhungen oft nicht den Rechtsweg beschreiten, um ihren Wohnfrieden zu wahren. Wer will sich schon gerne mit seinem Vermieter anlegen?

So gab es trotz unrechtmäßiger Mieterhöhungen, die vor Gericht keinen Bestand gehabt hätten, bereits dramatische persönliche Verläufe. Bezirksbürgermeister Rainer Grube berichtete von einem Fall in der Limmerstraße, wo durch einen Vermieterwechsel ein Mieter so in die Enge gedrängt wurde, dass er nicht länger leben wollte. Menschen brauchen viel Kraft, wenn sie ihre Wohnung verlieren, nicht jede Psyche sei dieser Belastung gewachsen, so Grube.

Gerd Runge, Vorsitzender der Wohnungsgensossenschaft Selbsthilfe Linden, sprach sich für die Einführung von gemeinnützigem Wohnungsbau und Bürgerliegenschaftsstiftungen aus. Die Selbsthilfe-Genossenschaft entstand im Rahmen der Sanierungswelle in Linden-Nord und schafft es, trotz steigender Instaldhaltungskosten, eine durchschnittliche Kaltmiete von 6 Euro je Quadratmeter zu halten. Das sei allerdings nur durch die enorme Selbsthilfe-Leistung von Mietern möglich, so Runge. Er beklagte zu wenig Engagement der Stadtverwaltung zur Neuschaffung und zum Erhalt von Sozialwohnungen und warb für die Idee, in den leer stehenden Bürogebäuden im Ihme-Zentrum günstigen Wohnraum zu schaffen.

Carsten Tech, Quartiermanager in Linden-Süd, berichtete, dass es gegenwärtig in Linden-Süd zwar noch recht viele Sozialwohnungen gebe, aber es stetig weniger werden. Belegrechte der Stadt laufen aus und immer mehr Häuser würden nicht mehr für klassische Wohnzwecke genutzt. Johannes Grabbe vom DGB zitierte Studien, nach denen 60% der Menschen in Hannover die Hälfte oder mehr ihres Einkommen für Miete aufwenden müssen. Es würde aber auch anders gehen. Das zeige die Stadt Wien, in der 45% aller Wohnungen dauerhaft sozial gebunden sind.

Wohnraum in Linden wird, auch wenn es noch faire Vermieter wie die Ostland, die Heimkehr oder private soziale Vermieter im Stadtteil gibt, weiterhin wohl immer teuerer. Das bedeutet für Menschen, die seit Jahrzehnten oder schon immer in Linden leben, dass sie für einen Wohnungswechsel innerhalb des Stadtteils kaum geeigneten Wohnraum finden. Woanders wohnen als in Linden bedeutet dabei aber für viele den Verlust an Verbundenheit, Sozialraum und Einbindung. Linden ist für Menschen oft nicht nur Wohnort, sondern auch Lebensraum und Lebensart.

Die Veranstaltung vom Politik-Forum im Januar informierte insgesamt umfangreich über den Sachstand des teuren Wohnens in Linden und Limmer. Die Frage, wie Menschen vor Ort künftig günstigen Wohnraum finden können, blieb dabei noch offen.